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Allgemein, Technologie

Die Zukunft der Eisenbahn: Fünf Trends für die Bahnindustrie

Susanne Stock

Susanne Stock

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Kaum eine Industrie ist so eng mit technischer Innovation verbunden wie die Eisenbahn. Mit ihrer entscheidenden Rolle für Verkehr, Handwerk, Handel und Gesellschaft legte sie den Grundstein für eine flächendeckende Industrialisierung. Während die Bahn die erste industrielle Revolution maßgeblich mitgestaltete, beinhaltet die mittlerweile vierte mit technischen Innovationen wie dem Internet der Dinge, künstlicher Intelligenz und Blockchain ein unermessliches Potenzial. In diesem Artikel erörtern wir einige der wichtigsten Trends und Prognosen, die die Zukunft der Eisenbahn in den kommenden Jahren prägen werden.

Seit 200 Jahren werden Züge für den Transport von Menschen, Gütern und Ressourcen eingesetzt. Heute steht die Bahn weltweit vor einem grundlegenden Wandel von traditionellen Betriebsmethoden hin zu einem vernetzten, datengesteuerten und kundenorientierten Ansatz zur Optimierung des Betriebs, Verbesserung der Sicherheit und zur Steigerung des Komforts. Technologie spielt eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der Zukunft der Bahnindustrie.

Fünf Trends zur Zukunft der Eisenbahn, die uns 2023 und in den kommenden Jahren begleiten werden:

Automatisierung

Die Automatisierung ist einer der wichtigsten Trends, der die Bahnindustrie zukünftig prägen wird. Ein Aspekt davon ist das autonome Fahren: Der Einsatz von fahrerlosen Zügen findet im Nahverkehr ja bereits in vielen Ländern statt. In Hamburg pendelt die Digitale S-Bahn zum Beispiel seit September 2022; in Frankreich sind die Metros schon in fünf Städten autonom unterwegs. Im Fern- und Güterverkehr laufen derzeit noch Testprojekte. So hat East Japan Railway (JR East) bereits Ende 2021 den ersten fahrerlosen Shinkansen auf eine vollautomatisierte Testfahrt geschickt.

Dekarbonisierung

Die Bahn stellt zwar bereits das umweltfreundlichste Massenverkehrsmittel dar. Dennoch besteht auch hier die Notwendigkeit, Kohlenstoffemissionen zu reduzieren, um den Klimawandel einzudämmen. Ergänzend zur fortschreitenden Elektrifizierung und die Versorgung von Regional- und Güterzügen mit Ökostrom wird Wasserstoff als Ersatz für Diesel als Schlüssel zur Dekarbonisierung angesehen. Ein weiteres Leuchtturmprojekt entsteht gerade in Norddeutschland: Akku-Züge laden auf Streckenabschnitten mit Oberleitung und machen eine durchgehende Elektrifizierung jedes Streckenkilometers überflüssig.

Neue Technologien

Die Digitalisierung verändert die Bahnindustrie schon seit langem. Mit dem Einsatz von IoT-Sensoren, Datenanalyse und KI wird eine neue Dimension datengesteuerter Entscheidungsfindungen erreicht. Echtzeitüberwachungen von Strecken und Teilen wie Weichen ermöglichen eine vorausschauende Wartung . Die frühzeitige Erkennung von Fehlern vermindert zeit- und kostenintensive Wartungsarbeiten. 

Erweiterte Services

Die Bahnunternehmen müssen Strategien entwickeln, um die Kundenzufriedenheit zu verbessern und neue Zielgruppen und Einnahmequellen zu generieren. Ein Beispiel sind die Businesszonen in der 1. Klasse der InterCity-Züge der SBB. Reisende können hier Arbeitsplätze buchen, statt ihr Laptop auf dem Schoß zu balancieren oder den Tisch im Großraumwagen mit anderen Passagieren teilen zu müssen. Verstärker sorgen für verbesserten Mobiltelefon-Empfang und optimierten Datentransfer. Auch die Hamburger S-Bahn bietet mit ihrem „Ideenzug“ die Möglichkeit, mobil zu arbeiten.

Harmonisierung der Zugsicherungsanlagen

In Europa gibt es mehr als 20 unterschiedliche Zugbeeinflussungsanlagen. Das soll durch das European Train Control System (ETCS) im Zuge des European Rail Traffic Management System (ERTMS) vereinheitlicht werden. Der Ausbau findet mit recht unterschiedlicher Geschwindigkeit statt: Schweiz, Dänemark und Belgien setzen zügig um, Frankreich und Deutschland liegen noch zurück.

Welche Vorteile ergeben sich aus diesen Trends?

Verbesserte Sicherheit

Automatisierung, vorausschauende Wartung und Echtzeit-Überwachungstechnologien werden das Risiko von Unfällen und Zwischenfällen verringern und somit für eine gesteigerte Sicherheit sorgen.

Erhöhte Effizienz

Der Einsatz von intelligenten Technologien steigert die Effizienz in der Bahnindustrie. Ausfallzeiten werden reduziert bei gleichzeitiger Optimierung der Fahrpläne und Einsatzplanung. Insgesamt wird die Produktivität gesteigert.

Verbessertes Kundenerlebnis

Bahnreisen müssen für die Fahrgäste einfach und bequem sein. Neben den Basics wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit tragen intelligente Technologien dazu bei, die Kundenzufriedenheit zu steigern und die Reise zu einem positiven Erlebnis zu machen.

Geringere Kosten

Die Steigerung von Effizienz und Produktivität zielt darauf ab, die Kosten in der Bahnindustrie zu senken. Von den Einsparungen profitieren Bahnunternehmen und Fahrgäste gleichermaßen.

Gesteigerte Kapazitäten

Seit 1995 ist die Verkehrsleistung des Schienenpersonenverkehrs in Deutschland um fast 44 Prozent angestiegen. Beim Güterverkehr auf der Schiene sind es sogar über 83 Prozent.  Mithilfe der Digitalisierung kann die Kapazität auf dem vorhandenen Schienennetz bereits um über 30 Prozent gesteigert werden.

Bitte umsteigen: Trends sollen Modal Split zu Gunsten der Schiene verschieben

Insbesondere die letzten beiden Punkte sind wichtig. Denn letztlich müssen alle Innovationen darauf abzielen, dass möglichst viele Menschen vom Auto oder Flugzeug auf die Bahn umsteigen. Giles Clifford, Partner für Eisenbahninfrastruktur bei Gowling WLG, bringt es bei Railway Technology am Beispiel der Dekarbonisierung auf den Punkt:  „Umweltfreundlichere Eisenbahnen nützen wenig, wenn sie nicht genutzt werden. Da die Bahn bereits jetzt das energieeffizienteste Verkehrsmittel im motorisierten Personenverkehr ist, müssen die Fahrgäste von der Straße auf die Schiene gebracht werden, um ihre Umweltvorteile zu nutzen.“

Zahlen aus Deutschland zeigen: Dafür ist noch Luft nach oben. 2022 nutzten die Deutschen im Personenverkehr zu etwa 8,8 Prozent die Bahn, etwa 82 Prozent fuhren mit dem Auto. Das Ziel der Deutschen Bahn: Eine Verdoppelung der Passagierzahlen im Schienenpersonenfernverkehr, die täglich fünf Millionen PKW-Fahrten und 14.000 Flugreisen reduzieren. Der Modal Split, also die Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Transportmittel, kann sich nur zugunsten der Schiene verändern, wenn der Umstieg ausreichend attraktiv ist.

Die Trends zeigen: Technologie wird eine zunehmend entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft der Eisenbahn spielen. Bei AXO leisten wir einen Beitrag dazu, indem wir die Instandhaltung neu definieren. Kontaktieren Sie uns, um mehr zu erfahren.